FILM: Nelson PESSOA, der Zauberer aus Brasilien
-

FILM: Nelson PESSOA, der Zauberer aus Brasilien

60 Jahre Reitsport mit einem der Gründer des modernen Pferdesports.

Der Schweizer Journalist Alban Poudret, der bereits einen Film über den brasilianischen Zauberer Nelson PESSOA gedreht hat, hat sich mit dem Filmemacher für große Reitabenteuer, Olivier Bossard, zusammengetan, um einen historischen Dokumentarfilm zu drehen. Und dieser Film ist absolut sehenswert. 


01I Alban Poudret, du drehst einen historischen Dokumentarfilm. Wie kamst du auf die Idee zu diesem Film? 

Ich habe mich schon immer an die Zitate von Neco (Anm. d. Red.: Spitzname von Nelson PESSOA, Rodrigos Vater) gehalten. Er ist ein sehr guter Beobachter des Sports. Ich habe im Jahr 2016 im Magazin „Cavalier romand“ und im „Eperon“, kurz vor den Olympischen Spielen in Rio Neco und Marcel Rozier etwa zehn Seiten gewidmet, die von ihren zehn Teilnahmen an den Olympischen Spielen erzählten: als Reiter, als Vater eines Reiters und als Trainer. Und irgendwie dachte ich, als Film wäre das noch besser. 


„Das wären 60 Jahre Pferdesport und Entwicklung im Pferdesport. “ 


Die Idee entstand also im Mai 2016, als ich beide in La Baule persönlich interviewete. Danach habe ich oft daran gedacht. Ich habe mich mit dem Regisseur Nicolas Bossard zusammengetan, der Filme über große Bergexpeditionen dreht. Und wir haben diesen Film gemacht, das hat lange gedauert. Aber ich wollte ihn für das Turnier in Genf fertigstellen. Es war ein Film in Eigenveröffentlichung.



le-mag-f376160c-819b-4aea-aeea-91c1c045b644le-mag-b4a2a675-3b4c-4054-9e88-4b7c6c926d70

02 I Hat dich ein Teil mehr beeindruckt als andere? 



Nein, nicht wirklich. Neco ist sehr feinfühlig und sagt viele starke Dinge. Er ist leidenschaftlich, aufgeweckt. Vielleicht, wenn ich etwas ganz speziell in Erinnerung habe, dann sind es seine großen Derbysiege. Er war Europameister und hat eine umfangreiche Erfolgsbilanz, doch was am meisten in Erinnerung bleibt, sind seine 20 Derbysiege. Diese Bilder gehören der Vergangenheit an, da die Derbys nach und nach verschwinden. Eine Leistung, die außer ihm noch niemand geschafft hat. 


03 I Wie sieht deine erste Erinnerung an Nelson PESSOA aus? 


Als Zuschauer, 1963, ich war gerade sechs Jahre alt, beim Turnier in Genf. Ich erinnere mich an seinen Ritt mit Gran geste und Huipil, es war überwältigend. Wir waren alle voller Bewunderung. Die zweite Erinnerung ist unser erstes Treffen im Juni 1978. Ich war ein junger Journalist, gerade 21 Jahre alt, in Paris, arbeitete für das damalige Cheval Magazine, als ich zum CSI nach Saumur geschickt wurde. Es war meine erste Reportage und am Abend schlug Eric Wauters vor, mit ihm zu Abend zu essen, und da traf ich François Mathy senior, Olympiamedaillengewinner, und eben Neco. Ein unglaublicher Abend, an dem sie tausend Dinge erzählten. Ich war fasziniert. 



le-mag-3607fe86-e9eb-4e2e-b80f-0feaf5de5f46le-mag-cd51826d-59c3-40e8-b533-a14c0add72b2

04 I Könntest du versuchen, seine Lehre in einem Satz zusammenzufassen? 


Er ist einer der Gründer des modernen Reitsports. Man kann seine Lehre nicht einfach so zusammenfassen. Was man sagen kann ist, dass er immer eine Lösung für jedes Problem findet und jede Lösung immer an das jeweilige Pferd angepasst ist. 


„Er sagt stets, dass er nichts neu erfunden hat, sondern einfach nur gut beobachten kann. “ 


Diese Beobachtungsgabe ist für ihn von zentraler Bedeutung, egal ob es um gute oder nicht so gute Dinge geht. 


05 I Zum Abschluss noch ein Wort zum „Concours hippique international“ in Genf, bei dem du die sportliche Leitung hast. 


Ja, ich habe seit 28 Jahren die sportliche Leitung, das ist großartig :-) Es ist ein Turnier, das dank der 700 Freiwilligen, die das ganze Jahr über an seiner Vorbereitung arbeiten, eine besondere Seele hat. Jeder der Freiwilligen erledigt seine Aufgabe mit einer unglaublichen Leidenschaft: die Weihnachtsdeko, zum Beispiel, wird das Jahr über kostenlos hergestellt, das ist eine Wahnsinnsarbeit. Man pflegt die Atmosphäre der Freundschaft und der Leidenschaft für den Sport. Der Sport steht an erster Stelle. Wir sind hier keine Geschäftsleute, wir sind unter Freunden. 



Auch wenn wir uns mit Turnieren wie dem Rolex und dem Grand Slam seit sechs Jahren professioneller aufstellen, bleibt dieser Geist bestehen. Bei uns stehen vor allem jungen Talenten alle Türen offen. In diesem Turnier bezahlt man nicht für das Reiten: man muss lediglich Talent haben. Das ist eine starke Sache bei uns. Es ist zu einer Ausnahme geworden. 


Fotocredits: @GettyImages/1970 - @Grand-PrixReplay -



le-mag-f0a66640-79c9-405e-9e74-2791c0c47e6dle-mag-fde44160-3849-43cd-a310-6899389a78b9