Die Grundlagen der Bodenarbeit, für gutes Reiten
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Die Grundlagen der Bodenarbeit, für gutes Reiten

Gut reiten heißt auch, nicht zu reiten. Nein, das ist kein Scherz. Natürlich, wir sehen

unsere Pferde, aber nehmen wir uns auch die Zeit, sie zu beobachten? Und ihren

Körperbau, ihre Bewegungen und vor allem die Art und Weise, wie sie mit uns

interagieren, zu analysieren? Wenn du im Sattel sitzt, ist es unmöglich, all dies zu

beobachten, ablehnendes oder gar aggressives Verhalten zu verstehen. Oder auch

einfach die erwartete Antwort auf unsere Frage zu bekommen.


Du kennst Bodenarbeit bereits? Vergiss deine Vorurteile und entdecke an der Seite

deines Pferdes (wieder) das Wesentliche dieser Disziplin. Steig aus dem Sattel und lass dich leiten. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du und dein Pferd von der Bodenarbeit profitieren können und geben dir ein paar Übungsideen für einen guten Start. Bist du bereits Fan der Bodenarbeit? Dann nimm an einem Kurs mit unserem Experten Bertrand Collinot teil.


Was ist Bodenarbeit?


Unter dem Begriff Bodenarbeit werden alle Handlungen oder Aktionen

zusammengefasst, die vom Boden aus durchgeführt werden. Mit anderen Worten:

alles, was du nicht tust, wenn du erst einmal im Sattel sitzt. Und vor allem geht es

hierbei um Verbindung. Vom Holen von der Koppel, über das Putzen bis hin zur

Pflege, all dies gehört zum Bereich Bodenarbeit mit dem Pferd. Das mag für dich jetzt erstmal langweilig klingen. Dennoch erfordert es im Vorfeld Training und ein Verständnis für dein Pferd, um alles richtig zu machen.


Wir alle haben schon einmal mit einem Pferd zu tun gehabt, das sich nicht so einfach von der Koppel holen ließ. Oder das beim Führen sehr stark gezogen hat. Das ist für das Pferd sehr gefährlich, da es sich in seiner Panik verletzen kann. Und auch für den Reiter, der dann durchaus einen Tritt mit den

Hufen abbekommen kann. Und hier liegt einer Vorteile der Bodenarbeit. Sie dient unter anderem dazu, den Alltag von Pferd und Reiter zu erleichtern,

Warum solltest du mit deinem Pferd Bodenarbeit machen?


Bodenarbeit mit dem Pferd bringt viele Vorteile mit sich. Sie ermöglicht unter anderem:


• eine bessere Kommunikation mit deinem Pferd,

• die Beziehung zwischen Pferd und Reiter zu entwickeln,

• beim Training im Sattel Fortschritte zu machen (du wirst die Hilfen besser verstehen),

• die Pflege und den Umgang zu erleichtern (Sicherheit),

• aber auch an den Ängsten und Emotionen des Pferdes (und auch des Reiters!) zu arbeiten.


Neben der Tatsache, dass du Verletzungen oder schwere Stürze für dich und das Pferd vermeiden kannst, bietet dir Bodenarbeit auch eine bessere Sichtweise deines Pferdes. Es ist sofort einfacher, persönlich zu kommunizieren. Und vor allem, einander zu verstehen.


Dann Pferde kommunizieren über ihre Körpersprache. Du erkennst hier also gleich, wann dein Pferd nicht versteht, was du von ihm erwartest. Oder wenn es von etwas gestört wird. Bodenarbeit ist Teamarbeit. Beide Seiten müssen gleich viel investieren.

Wie kannst du mit der Bodenarbeit beginnen?


Der Vorteil an der Bodenarbeit ist, dass sie auf jedem reiterlichen Niveau und für jedes Pferd und jedes Pony möglich ist.


Es gibt kein Alter, in dem man nicht damit beginnen kann. Das Wesentliche daran ist, zu verstehen, wozu sie euch beiden, dir und deinem Pferd, dienen kann. Und zu

wissen, woran du, je nach deinem Niveau, vorrangig arbeiten möchtest. Für Pferd-

Reiter-Paare, die für Turniere trainieren, ist die Bodenarbeit eine hervorragende Möglichkeit, ihr Trainingsprogramm abwechslungsreich zu gestalten und gleichzeitig ihre Verbindung zu verbessern.


Andererseits ist die Bodenarbeit auch für Fohlen und Jungpferde eine unverzichtbare Grundlage. Sie sollte idealerweise vor dem Einreiten stattfinden, um dieses zu erleichtern. Dabei wird eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Pferd aufgebaut. Für Reitanfänger ist die Bodenarbeit eine Möglichkeit, die Bewegungen, und die An- und Entspannung des Pferdes zu visualisieren. Das ist nicht immer ganz einfach zu erfühlen, wenn man erst einmal im Sattel sitzt.

Welche Ausrüstung benötigst du für die Bodenarbeit?


Weiter unten wirst du feststellen, dass es keine Ausrede dafür gibt, Bodenarbeit mit

deinem Pferd nicht einfach auszuprobieren. Denn du benötigst tatsächlich nur wenig Ausrüstung. Und das, was du benötigst, ist alles andere als teuer. Hier findest du eine detaillierte Auflistung.


Notwendige Ausrüstung, um mit Bodenarbeit zu beginnen


Um ehrlich zu sein, die Liste ist sehr kurz. Um mit deinem Pferd vom Boden aus zu

arbeiten, benötigst du Folgendes:


• einen (mindestens) 2 m langen Strick

• eine Gerte

• und gute Stimmung und Energie.


Das Halfter haben wir noch nicht angesprochen. Aus dem einfachen Grund, da es

manchmal besser ist, mit einem Stallhalfter zu beginnen, anstatt mit einem

Knotenhalfter. Denn die falsche Verwendung eines Knotenhalfters kann für dein Pferd zu Verletzungen führen.


Wenn du also mit der Bodenarbeit beginnst, halte es einfach. Verwende zu Beginn

dein ganz normales Stallhalfter. Du kannst später immer noch auf eine geeignetere

Ausrüstung umsteigen, wenn du dazu bereit bist. Das hängt von deinen Fortschritten und den gewünschten Ergebnissen ab.


Wie machst du mit deinem Pferd Freiarbeit?


Siehst du dich schon an der Seite deines Pferdes durch die Landschaft streifen? Wir wollen deinen Traum nicht platzen lassen, aber seien wir realistisch. Freiarbeit mit dem Pferd benötigt Zeit. Sie erfordert viel Einsatzbereitschaft und Energie. Wenn das dein Ziel ist, wirst du zweifellos alles daran setzen, es zu erreichen. Wir glauben an dich! Andererseits musst du dir auch darüber bewusst sein, dass das Ergebnis jahrelanges regelmäßiges und fleißiges Training von Pferd und Reiter benötigt.


Daher ist der erste Schritt der Bodenarbeit, nämlich mit Strick und Halfter,

unvermeidlich. Du musst nämlich die bereits zwischen dir und deinem Pferd

bestehende Kommunikation ausbauen. Und vor allem in der Lage sein, seine

Schultern und Beine zu kontrollieren. Die Verbindung zwischen euch muss stark sein. Versuche, nicht aus purem Egoismus zu schnell zu viel zu wollen. Alles benötigt seine Zeit. Du musst auch wissen, dass sich jedes Pferd-Reiter-Paar anders entwickelt. Wir empfehlen dir, deine Hilfen an der Longe so weit wie möglich zu verfeinern, bevor du zur Freiarbeit übergehst.


Wie beginnst du mit der Bodenarbeit mit deinem Pferd?


Na, wie sieht es aus? Hast du Lust, loszulegen? Die Bodenarbeit mit deinem Pferd

wird dein Training im Sattel verändern. Fortschritte und Leichtigkeit sind garantiert.

Aber nicht so schnell. Erst musst du wissen, wo du anfängst. Wir erklären dir alles,

was du wissen musst, um einen guten Start in die Bodenarbeit zu finden.


Bodenarbeit mit deinem Pferd: Wo fängst du an?


Zunächst einmal musst du verstehen, dass die Bodenarbeit dein Training im Sattel

verbessert. Sie ist quasi die Fortsetzung davon. Denn du hast so die Möglichkeit, die Kommunikation mit deinem Pferd zu verbessern. Die Signale, die du gibst, führen zu einer Reaktion des Pferdes. Wenn du dann im Sattel sitzt, bist du dank dieser Signale nicht mehr so sehr auf die Hilfen angewiesen. Deine Anfragen werden feiner, die Ergebnisse entsprechen deinen Erwartungen.


Ich habe mich in Richtung Westernreiten entwickelt, da es, wenn es gut ausgeübt wird, mit einen Großteil an Erziehung vom Boden aus beginnt“ - Bertrand Collinot.

Die grundlegenden Schritte der Bodenarbeit sehen wie folgt aus:


Beweglichkeit (Kopf, Schultern, Hüften),

• Halt,

• Rückwärtsrichten.


Dabei wird sich stets um Feinheit und flüssige Bewegungen bemüht. Dafür gibt es

verschiedene Stufen der Fortschritte, von „zurückhaltend“ bis „ausdrucksvoll“. Hier

erfährst du mehr:


Erster Schritt

körperlicher Druck

• körperlicher Kontakt

Zweiter Schritt

virtueller Druck

• Atmen

In den ersten beiden Fällen bist du der Auslöser einer körperlichen Handlung

gegenüber deinem Pferd. Auf Stufe 1 schiebst du (sanft), um eine Bewegung von

deinem Pferd zu erhalten. Auf Stufe 2 berührst du den jeweiligen Bereich mit der

Hand, um eine Reaktion zu erhalten. Beim Rückwärtsrichten, z. B., kannst du die

Hand auf die Brust deines Pferdes legen, um ihm verständlich zu machen, was du von ihm möchtest. Das heißt, dass du dich nahe an deinem Pferd befindest.


In den beiden letzten Fällen befindest du dich auf Distanz zu deinem Pferd. Der

virtuelle Druck besteht darin, deinem Pferd aus der Distanz Anweisungen dafür zu

geben, was du von ihm erwartest. Und zu guter Letzt kannst du über das Atmen die

Schultern oder Hüften deines Pferdes bewegen. Das ist die höchste Stufe.

Bodenarbeit: Übungsideen für einen guten Start


Jetzt, nachdem du die Theorie kennst, machen wir uns an die Praxis.


Die erste Übung, die wir dir vorstellen möchten, ist das Halt. Wie viel Reiter haben

wir schon beobachtet, die vom Sattel aus hierbei Schwierigkeiten haben. Das

Halt ist in vielen möglichen Situationen eine wichtige Lektion. Daher ist es gut, dieses Lektion vom Boden aus zu festigen.


Zunächst einmal solltest du in einem geschlossenen Bereich arbeiten, um unter

optimalen Voraussetzungen mit Bodenarbeit zu beginnen. Wenn möglich, nutze einen Roundpen. Sobald du mit Halfter, Strick und Gerte ausgestattet bist, kann es

losgehen.

Das Halt trainieren


Stelle dich direkt vor dein Pferd und fordere aus auf, stehenzubleiben. Setze

hauptsächlich Stimmhilfen ein. Und belohne es (mit der Stimme und/oder Streicheln) jedes Mal, wenn es stehen bleibt. Anschließend wiederholst du die Übung, indem du mehr Abstand hältst.

Das Ziel ist es, dein Pferd aus der Distanz ins Halt zu schicken. Dann kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Fordere dein Pferd auf, anzuhalten, während du dich weiter um es herum bewegst.


Diese Übung zu schaffen ist nicht so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst. Nimm dir Zeit. Achte auf eine entspannte, aber dynamische Atmosphäre, die das Lernen unterstützt.


Rückwärtsrichten lernen


Du bist bereit? Ok, dann bringen wir deinem Pferd das Rückwärtsrichten bei. Auch das ist in vielen Situationen hilfreich. Reiter wissen das.

Für diese Übung stellst du dich ebenfalls mit dem Gesicht zu deinem Pferd gewandt. Verbinde deine Aufforderung, rückwärts zu treten, mit einem leichten Druck auf die Brust. Dies hilft deinem Pferd dabei, zu verstehen, was du von ihm erwartest. Bei der kleinsten Bewegung nach hinten belohnst du dein Pferd. Das ist keine leicht Übung für Pferde, da sie den Reflex zum Rückwärtsgehen nicht haben.


Auch hier gilt, dass du Schritt für Schritt vorgehst. Als erstes reicht eine

Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand. Dann eine erste Bewegung nach hinten.

Anschließend ein Schritt rückwärts. Und den Rest schaffst du dann auch noch. Spare nicht mit Lob. Lerne, dein Pferd auf andere Weise, nicht nur über Leckerli, zu motivieren.


Wie sieht also dein erstes Bodenarbeitstraining mit deinem Pferd aus?