„Tierschutz ist der Versuch, das Verhältnis zwischen beherrscht und beherrschend so weit wie möglich auszulöschen“, Agathe VACHER (1/2)
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„Tierschutz ist der Versuch, das Verhältnis zwischen beherrscht und beherrschend so weit wie möglich auszulöschen“, Agathe VACHER (1/2)

Treffen mit unserer Markenbotschafterin Agathe VACHER.

Die französische Reiterin Agathe VACHER wird Teil des Teams SPORT der Markenbotschafter von Horse Republic. Die 30-Jährige, die im Ponyreiten in Frankreich sehr aufgefallen ist, hat sich in der Schweiz niedergelassen, wo sie ihre Sportpferde für den Hochleistungssport ausbildet. Ein Interview in zwei Teilen, lerne die Reitern kennen.


Horse Republic: Wer war die kleine Agathe in ihren Anfängen mit den Ponys? Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen?


Agathe Vacher: Ich bin das jüngste Kind einer Pariser Familie, in der niemand reitet. Ich habe an den Wochenende in der Bretagne mit dem Reiten begonnen. Als ich mit Turnieren anfing, waren meine Eltern beide sehr engagiert, meine Mutter hatte die Leidenschaft aber noch mehr gepackt. Anfangs sagte sie immer, dass das mit sechzehn alles vorbei wäre und ich mich anderen Dingen widmen würde. Es stellte sich aber heraus, dass die Leidenschaft immer größer wurde. Meine Mutter hat einen Fuß in die Tür bekommen, indem sie in viele Pferde investiert hat, sowohl für andere Reiter als auch für mich. Mit der Zeit wurde es wirklich zu einer Mutter-Tochter-Leidenschaft.


Horse Republic: Du bist für die Pony-Europameisterschaften nominiert, hast an zahlreichen Jugend-Nationenpreisen teilgenommen und trotzdem noch keinen europäischen Termin in deinem Kalender. Wie kommt das?


Agathe Vacher: Ich war nicht reif genug für die Jugendmeisterschaften, es hat lange gedauert, bis ich reifer wurde (sie lacht). Mein Umzug in die Schweiz war wie ein Elektroschock: Sollte ich mich wirklich weiterhin mit Pferden beschäftigen oder doch lieber ein Studium absolvieren? Diese Frage stellte sich, bis ich 21 wurde. Ich

versuchte, beides miteinander zu vereinbaren, aber ich war in keinem der beiden

Bereiche auf dem erhofften Niveau. In der Schweiz hatte ich Schwierigkeiten, eine

Schule zu finden, die es mir ermöglichte, beides zu kombinieren, wie zum Beispiel

eine Sportschule. Das war noch nicht sehr ausgeprägt, also wurde die Wahl zwischen Studium und Sport schnell getroffen und ich entschied mich, mich völlig auf die Pferde zu konzentrieren.


Horse Republic: Wie sieht dein Leben mit Pferden heute aus?


Agathe Vacher: Wir tätigen, aus eigener Entscheidung und nach unseren

Möglichkeiten, eine rein persönliche Investition. Ich stütze mich auf den Sport und

das ist eine echte Chance für mich, da keine wirtschaftlichen Ziele dahinter stecken,

zumindest habe ich im Moment diesen Spielraum. Seit einigen Jahren kaufen wir

gute junge Pferde, denen ich alle Zeit der Welt geben kann. Bei unseren

Investitionen verfolgen wir eine Unternehmenslogik, daher habe ich mich dafür

entschieden, junge Pferde zu besitzen, die ich reifen und weiterentwickeln lasse. Das Ziel ist, sich gegenseitig etwas zu geben. (Agathe Vacher reitet regelmäßig auf CSI 3*-Turnieren und ist bereits an 5*-Turnieren angetreten, als sie 2019 in Lausanne ihren ersten Grand Prix mit einer Hindernishöhe von 1,60 m absolvierte, Anm. d. Red.). Im Moment habe ich acht Pferde im Training und ein paar Zuchtstuten. Ich habe eine sehr starke Verbindung zu jedem einzelnen Pferd, das ist mir sehr wichtig.


Horse Republic: Spitzensportlerin und Pferdeliebhaberin, wenn man dich zum Thema Tierwohl befragt, was sagst du dazu?


Agathe Vacher: Es ist eine Frage des Gleichgewichts. Man muss in der Regel

unternehmerisch denken. Meine Struktur ist anders, ich verfolge keine

wirtschaftlichen Ziele, doch wenn dies der Fall ist, muss man Gewinn machen, ohne

die Pferde zu unterdrücken. Für mich ist Tierschutz der Versuch, das Verhältnis

zwischen beherrscht und beherrschend so weit wie möglich auszulöschen. Ich

arbeite wiederum mit meiner Freundin, der Ethologin Magdaléna Pommier

zusammen, die oft an der Seite von Camille Judet-Chéret (internationale

Dressurreiterin, Anm. d. Red.) zu sehen ist. Zu Beginn habe ich sie zumeist nur mit

großen Augen angesehen, aber sie hat mir diese ziemlich unglaubliche Sache

beigebracht, nämlich die Verbindung zwischen der Bodenarbeit und der Arbeit im

Sattel. Das Pferd spürt absolut alle unsere Emotionen, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Sie hat mich gelehrt, wie ich damit in Gegenwart eines Pferdes umgehen kann. Sie hat mir auch beigebracht, den Körper eines Pferdes vom Boden aus zu betrachten, um im Sattel eine bessere Wahrnehmung zu haben. Das ist mir sehr wichtig geworden und ich wünsche mir, dass alle in meinem Team diese Einstellung teilen. Ich möchte, dass diese Verbindung besteht. Longenarbeit und halb am Telefon hängen, das geht für mich nicht. Eine Longeneinheit hingegen, bei der der Reiter/Pferdepfleger versucht, das Pferd zu verstehen, indem er ihm Ankerpunkte schafft, ja.


Horse Republic: Wenn wir schon von deinem Team sprechen, wer begleitet dich täglich?


Agathe Vacher: Julie Thomas arbeitet seit drei Jahren mit mir zusammen. Sie

begann als Freelancerin, bevor sie dann in Vollzeit zu mir wechselte. Das Projekt

gefiel ihr und sie traf eine unglaubliche Lebensentscheidung. Sie hat mir bewiesen,

dass wir ein unglaubliches Vertrauen zueinander haben können. Sie und Ihre Familie sind näher zu unseren Ställen gezogen, um ihr den Alltag zu erleichtern. Das ist sehr wichtig, denn sie ist meine Augen, meine Beine und mein Körper, wenn ich nicht da bin. Loïc Binet arbeitet seit neun Monaten bei uns. Ich bin ziemlich stolz, da er genauso wichtig ist.


Bis Donnerstag, zum zweiten Teil unseres Interviews mit Agathe Vacher.


Foto-Credits: © 1clicphoto/Hervé Bonnaud