Viele umgeschulte Pferde aus dem Rennsport finden jedes Jahr ein neues Zuhause. Sie bekommen eine strahlende Zukunft versprochen, die ihnen all den Komfort und die Liebe bietet, die sie verdienen. Wir haben Julie, Maeva und Julien kennengelernt. Drei Pferdebesitzer, die hin und weg sind von ihren aus dem Rennsport stammenden Pferden.
Sich für ein umgeschultes Pferd zu entscheiden, geschieht das aus Überzeugung?
Als wir ihnen die Frage stellten, antworten Maeva, Julie und Julien übereinstimmend, dass ein umgeschultes Pferd nicht unbedingt ihre erste Wahl war, als sie überlegten, sich ein Pferd anzuschaffen. Die Liebe zu ihnen kam durch
Interesse und wurde dann zur Herzensangelegenheit.
„Im Juni 2022 war ich auf der Suche nach meinem ersten Pferd und kannte Reiter, die ihre Pferde in Ställen gefunden hatten, in denen ehemalige Rennpferde umgeschult wurden. Aus Neugierde besuchte ich einen solchen Stall und entwickelte eine Leidenschaft für diese Pferde. Ich habe sehr interessante Pferde kennengelernt, auf die oft mit dem Finger gezeigt wurde, obwohl sie viel zu bieten hätten, wenn man sich die Zeit nähme sich mit ihnen zu beschäftigen. Ab diesem Moment wurde es für mich zu einer Überzeugung, erzählt Julien.
Eine Herzensangelegenheit, das trifft auch bei Julie zu, die zufällig auf die Bilder
des Pferdes stieß, das ihr Partner für ihr Reiterleben werden sollte.
„Zunächst habe ich von umgeschulten Pferden von Clara Loiseau erfahren, eine Profi-Vielseitigkeitsreiterin, die Erfahrung mit ehemaligen Rennpferden hat. Ich wollte mir aus reiner Neugierde die Website eines Reitstalls ansehen und stieß auf ein Pferd, das mir sofort ins Auge stach: FeuFrancis. Ich ging hin und ritt ihn Probe und da machte es Klick: Ich begann, mich über seine Herkunft, seine Vergangenheit und diesen Blick, den er mir zuwarf, zu informieren. Er wurde zu meinem absoluten Schatz. “ erzählt Julie.
Schöne Geschichten, die durch Ställe für das Umschulen der Pferde ermöglicht werden, die direkt mit Vereinen zusammenarbeiten, mit dem Ziel, Rennpferden ein zweites Leben zu schenken.
Wurdet ihr von den Ställen für das Umschulen ehemaliger Rennpferde in eurer Entscheidung unterstützt?
Julie, Maeva und Julien haben ihre Gefährten in zwei verschiedenen Ställen für
ehemalige Rennpferde gefunden. Maeva ihrerseits lernte ihr Pferd im Stall TDS
kennen, der mit dem Verein Au-delà des Pistes zusammenarbeitet.
„Als ich im Stall TDS ankam, hatte ich ein sehr detailliertes Gespräch mit dem Team, damit sie mehr über die Lebensbedingungen erfahren konnten, die ich dem Pferd bieten würde. Sie erklärten mir, dass es mehrere Bedingungen dafür gäbe, das Pferd zu übernehmen: Es müsste den Großteil des Tages nach draußen können, es müsste soziale Kontakte mit Artgenossen haben, und sie überprüften, ob meine Erwartungen zu den Fähigkeiten des Pferdes passten. “erklärt Maeva.
Julie und Julien haben ihre treuen Gefährten im Stall Ecurie Seconde Chance
kennengelernt. Beide erhielten eine persönliche Betreuung bei ihren Proberitten.
„Als ich zum Stall Ecurie Seconde Chance kam, wusste ich bereits, dass FeuFrancis mein Favorit war. Bevor ich ihn unter dem Sattel ausprobierte, wurde er von der Reiterin abgeritten, die sich täglich um ihn kümmerte. Ich habe ihn geritten und sie hat mir gezeigt, wie ich ihn besser kennenlernen konnte. Es war ein echter Austausch, sie haben mich nicht einfach losziehen lassen, ohne mir beim Kennenlernen zu helfen. “ erinnert sich Julie.
Ratschläge von Fachleuten, die es den Besitzern einfacher machen, sich auf das
bevorstehende Abenteuer und die Verpflichtung, die sie für viele Jahre eingehen,
vorzubereiten.
Ist es einfach, Besitzer eines ehemaligen Rennpferdes zu sein?
In diesem Punkt sind sich Maeva, Julie und Julien sich einig und sagen, dass diese Pferde viel Zeit, Liebe und vor allem Geduld benötigen.
„Es sind Pferde, auf die man ein wenig warten muss. Man ist nicht mehr einfacher „Reitsportkonsument“, wenn man sich für ein umgeschultes Pferd entscheidet. Das Pferd gibt den nächsten Schritt vor. Deshalb sollte man mit Profis zusammenarbeiten. Ich habe immer auf deren Bestätigung gewartet, um die Art und Weise zu finden, die für FeuFrancis am besten geeignet ist.“, erklärt Julie.
Man muss das Pferd in seinem neuen Leben begleiten, da es viele Veränderungen erlebt: die Unterbringung, den Koppelgang oder auch die Fütterung.
„Als ich mein Pferd Morris gekauft habe, habe ich ihn drei Monate lang auf die Koppel gestellt. Ich wollte, dass er an Muskulatur abbaut, die er in den Rennen aufgebaut hatte. Er war an der Hinterhand stark bemuskelt, am Bauch dagegen weniger. Mittlerweile hat er 90 kg zugenommen, und ich achte sehr auf seine Fütterung. Er befindet sich noch in der Übergangsphase, daher muss er sich noch an seine Fütterung gewöhnen.“ erzählt Julien.
Neben diesen körperlichen Aspekten ist auch die Psyche eines Rennpferdes anders als bei anderen Pferden. Mit der Erfahrung, die es trotz seines jungen Alters gesammelt hat, zeigt ein solches Pferd oft eine ausgeprägte mentale Stärke.
„Es sind sehr intelligente Pferde. Bevor ich mit Water, meinem Pferd, eine Übung mache, schlage ich sie ihm vor und lasse ihm ein paar Tage „Bedenkzeit“, bevor ich noch einmal darauf zurückkomme. Er ist in seinen Entscheidungen sehr unabhängig. Ich sollte immer in seinem Sinne handeln, ohne ihn zu bedrängen. Und wenn er sich zu etwas entschlossen hat, gibt er 100 %, da ist er dann sehr großzügig“, erklärt Maeva.
Eine mentale Einstellung und die Lust, etwas gut zu machen, das ist es was bei ehemaligen Rennpferden oft dazu führt, dass sie ihre Talente in anderen Disziplinen zeigen.
Sind umgeschulte Pferde vielseitig einsetzbar?
Da sind sich die drei Besitzer einig: Umgeschulte Pferde sind in vielen Bereichen begabt. Maeva, Julie und Julien haben alle drei unterschiedliche Ziele, und jeder kommt mit seinem Partner zurecht.
„Ich für meinen Teil reite Water freizeitmäßig. Wir reiten etwas Dressur und beginnen gerade mit kleinen Sprüngen. Wir gehen in seinem Tempo vor und es fängt an, richtig Spaß zu machen. Mittlerweile habe ich Kontakt zu vielen Besitzern ehemaliger Rennpferde und jeder reitet eine andere Disziplin. Es ist inspirierend zu sehen, dass sich die Champions in verschiedenen Bereichen umorientieren können. Das zeigt, dass ihr Schicksal nicht auf den Rennsport begrenzt ist.“, verrät Maeva.
Julie ihrerseits hat mit ihrem Pferd FeuFrancis auch das Ziele, Turniere zu gehen.
„Als ich mein Pferd gekauft habe, wollte ich wieder mit der Vielseitigkeit beginnen, die ich mit 14 Jahren aufgehört hatte. Wir haben viel gearbeitet und erst im letzten Jahr die Jungpferdeprüfungen gemacht. Dann haben wir in diesem Jahr mit Turnieren im Amateurbereich begonnen. Und wir haben die Saison gerade mit unserem ersten GP 115 beendet. Das ist verrückt. Er gibt mir soviel, ich habe das Gefühl, mit ihm ist nichts unmöglich. erzählt Julie voller Begeisterung.
Diese drei Portraits zeugen von der Liebe und dem Willen, den die ehemaligen Rennpferde zeigen, wenn sie ihren neuen Besitzern Vertrauen schenken.
Schöne Geschichten, die sich zu Hunderten erzählen lassen und denen sich die Umschulungsställe und Vereine besonders verpflichtet fühlen. Daher liegt es ihnen am Herzen, die Verbindung zu den Besitzern aufrechtzuerhalten, sobald diese ihre Pferde zu sich geholt haben.
