Du hast sicher schon von mentalem Training für Reiter gehört, richtig? Dennoch wird diese Trainingsmethode noch viel zu wenig genutzt, dabei ist sie die Grundlage jeder sportlichen Arbeit. Mickaël Borot hat das bereits verstanden. Als ehemaliger Taekwondo-Profi in der französischen Taekwondo-Mannschaft hat er sich damit auf große internationale Wettkämpfe vorbereitet. Mittlerweile ist er Mental-Trainer der Horse Republic Community und berät unter anderem unseren 5*-Reiter und Markenbotschafter Gregory Cottard. Wir haben Mickaël Borot, Coach für mentales Training, getroffen.
Mickaël, können Sie sich kurz vorstellen?
Ich war 16 Jahre lang Spitzensportler in der französischen Taekwondo-Mannschaft. Ich konnte eine Reihe internationaler Siege verzeichnen: Ich wurde zweimal Vizeweltmeister und nahm 2008 auch an den Olympischen Spielen in Peking teil. Im Anschluss an meine sportliche Karriere hatte ich dann die Möglichkeit, Nationaltrainer am Nationalen Sportinstitut (INSEP) in Vincennes zu werden. So konnte ich mich sechs Jahre lang um die jungen Talente des französischen Taekwondo-Sports kümmern. Nach diesem erfahrungsreichen Abenteuer hatte ich mich im Spitzensport in meiner Disziplin umgesehen, ich hatte das Gefühl, auf eigenen Füßen stehen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich die Erfahrungen aus meinem Werdegang nicht nur für Sportler, sondern auch in der Geschäftswelt einsetzen. Aktuell halte ich daher Schulungen und Vorträge für Führungskräfte. Und ich arbeite auch mit Spitzensportlern an der Entwicklung ihrer mentalen Stärke.
Wie sieht Ihre Beziehung zum Pferdesport aus?
Ursprünglich bin ich so gar kein Kenner der Welt der Pferde. Aber ich habe festgestellt, dass es zwischen Reitern und Sportlern anderer Disziplinen viele Gemeinsamkeiten gibt, sei es im Hinblick auf den Umgang mit Emotionen, das
Verhalten oder die Verbesserung der Konzentration und der Aufmerksamkeit. Daher arbeite ich mit Reitern zusammen, um diese an ihr maximales Potenzial heranzuführen und ihnen zu Höchstleistungen zu verhelfen, und zwar unabhängig
von dem Niveau, auf dem sie reiten. Bis heute habe ich mit Hunderten ganz unterschiedlichen Reitern gearbeitet, darunter auch Gregory Cottard.
Was genau ist mentale Vorbereitung?
Eine gute mentale Vorbereitung ist für mich eine Reihe von Strategien und Methoden, die es uns ermöglichen, unser ganzes Potenzial auszuschöpfen. Die Sportler dabei zu begleiten bedeutet, ihnen zu helfen, damit sie in Sachen
Konzentration, Selbstvertrauen, Kreativität, Lockerheit und Wohlbefinden ihr Ideal erreichen können.
Wie funktioniert mentale Vorbereitung ?
Die mentale Vorbereitung dient anderen Leistungsfaktoren: Technik, Strategie und Körper. Unabhängig von Talent, Intensität des Trainings oder auch unabhängig davon, wie gut der Reiter technisch gesehen ist, ein erfolgreicher Reiter ist ein Sportler, der sich mental vorbereitet. Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass der Reiter versteht, dass er mit einfachen Methoden sein Potenzial voll ausschöpfen kann und somit auch besser für sein Pferd ist.
Welche Vorteile hat das mentale Coaching für einen Sportler ?
Die mentalen Coaching-Sitzungen für Sportler bestehen aus mehreren Teilen. Zunächst einmal gibt es Visualisierungsübungen, um die Leistungen im Wettbewerb zu verbessern. Dann folgen Übungen zum Umgang mit Emotionen, um den Sportlern dabei zu helfen, Wettbewerbe besser anzugehen und den Druck besser kontrollieren zu können. Und zu guter Letzt geht es um Atemtechniken, die ihnen helfen, sich zu entspannen. Auf Grundlage dieser spezifischen Übungen versuchen wir dann, Methoden zu finden, die es dem Reiter ermöglichen, die Elemente in seinem Ablauf zu identifizieren, die ihn voranbringen oder blockieren.
Und was ist mit den Trainern ?
Mentale Vorbereitung hilft, die eigenen Emotionen und damit die Kommunikation zu regulieren. Dadurch bringt sie dem Trainer ein besseres Verständnis für den Reiter, mit dem er trainiert. Und so kann er bestimmte Entscheidungen klarer treffen.
Wie sieht eine solche Coaching-Sitzung aus ?
Wenn ich mit einem Sportler die Sitzungen beginne, führe ich zuerst eine grundsätzliche Einschätzung durch. Dies hilft mir, die Bedürfnisse und Ziele des Reiters zu verstehen. Das heißt, dass ich ihn anschließend zu verschiedenen Aspekten seines Lebens befrage: zu seiner Vergangenheit, den Herausforderungen, denen er sich gegenübersieht, und auch zu seinen Zielen. In dem Moment, in dem ich die jeweiligen Bedürfnisse des Reiters erkannt habe, versuche ich, die Sitzungen zu planen und eine Routine einzuführen. Diese Routinen helfen dem Reiter dann dabei, sich im Alltag besser zu verhalten. Es ist ein echter Prozess der ständigen Verbesserung, und zwar durch Atemübungen, Visualisierung, Hypnose, Selbstbestätigung etc.
Welche Verbindung besteht zwischen Geist und Körper?
Der Geist, der Verstand, ist der Kleber, der alle anderen Faktoren zusammenhält. Hin und wieder füge ich auch Übungen zur körperlichen Mobilisierung hinzu, denn für mich gehören Körper und die körperliche Verfassung eindeutig zusammen. In den Routinen vor Wettbewerben gebe ich den Reitern Übungen zur Mobilisierung der Gelenke, aber auch Dehnungsübungen mit auf den Weg, sodass sie ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Und dadurch, dass der Reiter so klare, zeitliche Bezugspunkte für seine Vorbereitung hatte, kann er so ruhig wie nur möglich in den
Wettbewerb gehen.
Welche Auslöser veranlassen den Sportler, sich coachen zu lassen?
Es gibt mehrere Situationen, die Veranlassung zu einem solchen Coaching geben. Beispielsweise, wenn ein Sportler Probleme mit der Aufmerksamkeit oder seinen Emotionen hat oder wenn er eine Reihe von Misserfolgen oder schlechten Leistungen erlebt hat. Das Coaching kann aber auch in Situationen in Betracht gezogen werden, in denen der Reiter nicht die perfekte Verbindung zu seinem Pferd herstellen kann. Der Mental-Coach ist also derjenige, der zur Hilfe kommt, um all diese Schwierigkeiten in Worte zu fassen.
Inwiefern ist die geistige Einstellung in unserem Alltag wichtig?
Man spricht heutzutage viel über mentale Gesundheit. Die Umwelt kann sich auf unsere mentale Gesundheit auswirken. Sich selbst besser zu kennen und sich bewusst zu werden, wie man funktioniert, ist ein unverzichtbarer Vorteil, um voranzukommen.
Eine einfache Übung für den Alltag eines Reiters?
Sie können die Bauchatmung sehr gut trainieren. Sie wirkt gut gegen Stresssymptome wie z. Muskel- oder Nervenverspannungen. Bauchatmung bedeutet, dass man vier Sekunden lang einatmet und sechs Sekunden lang
ausatmet. Das ist die einfachste Übung, wenn man Stress hat oder einen Angstmoment verspürt. Das hilft wirklich, die eigene emotionale Ebene zu regulieren, es ist die Grundlage der mentalen Vorbereitung.
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