Wer bist du, Barbara Fernet?
-

Wer bist du, Barbara Fernet?

Pferde im Kampf gegen Brustkrebs

Als Reiterin und Trainerin ist Barbara Fernet eine erfolgreiche Frau. Die 43-Jährige hat vor einigen Jahren den Kampf gegen den Brustkrebs gewonnen. Ein Kampf, den sie auch mithilfe von Pferden erfolgreich bestreiten konnte. 


Kannst du uns deine Geschichte erzählen? 


Ich bin schon in jungen Jahren durch meinen Vater, Alain Fernet, der 1972 das Centre Equestre La Courbette gegründet hat, mit der Welt der Pferde in Berührung gekommen. Trotzdem habe ich studiert und war dann einige Jahre als Verkäuferin tätig. Im Jahr 2010 entschloss ich mich dann mit meinen Eltern zusammenzuarbeiten. Wir haben den Stall in drei verschiedene „Abteilungen“ aufgeteilt: ich leite den Ponyclub, mein Vater kümmerte sich um die Pferde und mein Mutter machte die Buchhaltung.


Im Alter von nur 33 Jahren bist du an Brustkrebs erkrankt. Kannst du uns etwas über deinen Kampf gegen die Krankheit erzählen? 


Das war 2013. Sobald ich die Diagnose bekommen hatte, wollte ich mich nur noch auf mich konzentrieren. Ich wollte also sofort wieder in den Sattel und vor allem auf Turniere gehen. Ich habe Turniere schon immer gemocht, aber seit 2008 war ich keines mehr gegangen, also dachte ich mir, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür. Außerdem: Was hätte schon noch Schlimmeres passieren können? Daraufhin wurden mir zwei Pferde anvertraut. Ich habe eine tägliche Trainingsroutine mit ihnen aufgebaut und versucht, mit meiner Verfassung und der Müdigkeit zu jonglieren. Pantin war das Pferd, das ich am häufigsten geritten habe und zu dem ich eine starke Beziehung aufgebaut hatte. Er war von Natur aus lebhaft, aber als ich krank war, war er immer sehr ruhig. Vielleicht spürte er etwas? Ich werde es wohl nie erfahren. 

Als ich den richtigen Rhythmus gefunden hatte, begann ich wieder mit Turnieren. Es war eine Möglichkeit, mir zu beweisen, dass ich doch noch etwas erreichen konnte. Und dieses Pferd hat mir das Vertrauen gegeben, trotz der Behandlungen weiterhin zu springen. 


le-mag-59fc355b-b0b5-4bb9-90fe-492e6b8b53fc

Inwiefern waren die Pferde für dich als Unterstützung bei der Heilung entscheidend? 


Sie haben mir Kraft und mentale Stärke gegeben. Das ist von entscheidender Bedeutung, um den Kampf gegen diese Krankheit zu gewinnen. Wenn ich auf dem Turnierplatz war, dachte ich an nichts Negatives, jeder Moment war ein Sieg. Mir war klar, dass mir das alles, egal was passieren würde, sehr viel brachte. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Prüfungen und nicht mehr auf die Krankheit. Es war eine Auszeit, es war für mich eine Pause von der Behandlung, den Krankenhausaufenthalten, den Nebenwirkungen und meinem Haarausfall. 

Ich begann mit Turnieren mit 1,15 m hohen Hindernissen und machte dann mit 1,25 m weiter. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass unser Körper enorme Ressourcen hat: Ich habe noch nie so viele Siege eingefahren, wie in dem Jahr, in dem ich krank war. 


Natürlich musste ich mich anpassen, manchmal konnte ich keine Testritte machen, weil ich nicht wusste, ob ich noch ausreichend Kraft hätte, um den Parcours noch einmal zu absolvieren. Aber ich war in einem Gemütszustand, in dem ich alles nur richtig machen konnte, ich war weniger gestresst, ich wollte einfach nur Spaß haben. Das dauerte mehrere Monate, bis ich im August 2014, mit 33 Jahren, als geheilt galt. 


le-mag-d734db7e-ca69-4c99-b28f-7616fdb311b5

Hat die Krankheit deine Beziehung zu Pferden verändert? 


Ja, sehr. Heute versuche ich, sie besser zu verstehen. Vorher habe ich eher versucht, sie an mich anzupassen, während ich mich jetzt an sie anpasse. Die Krankheit hat auch meine Reitgewohnheiten verändert. Seither reite ich je nachdem es mir an einem Tag eben geht. Morgens reite ich zum Aufwärmen das freundlichste Pferd, am mittleren Vormittag das schwierigste und am frühen Nachmittag das empfindlichste. Ich höre auf meinen Körper. 


Wie sieht deine Verbindung zum Verein „Reiterinnen gegen Krebs“ aus? 


Ich habe zwischen 2018 und 2020 einige Turniere zugunsten des Vereins mitorganisiert. Ich arbeitete mit Mercédès Lanoy, der Gründerin des Vereins, zusammen, indem ich ihr meinen Reitplatz zur Verfügung stellte und wir richteten Verbindungsstellen ein, die für alle Reiter offen waren. Die Geldsumme, die durch die Turniere zusammenkam, ging an ein Krankenhaus, das die Gründerin auswählte. 


Was würdest du heute Reiterinnen raten, die an Brustkrebs erkrankt sind? 


Wenn es sich bei der Erkrankten um eine Reiterin handelt, die bisher regelmäßig geritten ist, würde ich raten, auf keinen Fall damit aufzuhören. Diese Momente tun gut, denn sie lassen einen die Krankheit vergessen. Und wenn die Reiterin auf Turniere gegangen ist, sollte sie dies weiterhin tun, denn das geht genauso gut wie zuvor. Wenn der Kopf anfängt, folgt ihm der Körper. Das ist wie ein Motor, und ich glaube, dass ich dadurch geheilt wurde. 


le-mag-ec5fc167-49ea-4f73-94c9-f9fe4db9435b