Was meinst du, Agathe Vacher, mit oder ohne Eisen?
-

Was meinst du, Agathe Vacher, mit oder ohne Eisen?

Ihre Wahl, ihre Begründung.

Unsere Markenbotschafterin Agathe Vacher ist eine professionelle Reiterin, eine moderne Frau, die weiß, was sie will. Sie hat vor kurzem den Entschluss gefasst, ihr Pferd Axor ohne Eisen zu reiten. Warum? Während solche Debatten die Reitställe bewegen, erklärt sie ihre Wahl. 


Also, was meinst du, Agathe? 


„Ich muss ein wenig lächeln, denn als ich noch jünger war, und ich gerade mit dem Reiten angefangen hatte, da kann ich mich an einen gewissen italienischen Reiter namens Luca Maria Moneta erinnern, der damals als Spinner belächelt wurde. Und warum? Er hatte damit begonnen, seine Grand Prix-Pferde hinten nicht mehr beschlagen zu lassen, später überhaupt nicht mehr. Wie sich die Einstellung (oder die Modeerscheinungen?) doch ändern, nur die Narren, die ändern sich nicht... 



Seit Anfang des Jahres gibt es diese Debatte: mit oder ohne Hufeisen. Ich stelle fest, dass immer mehr Spitzenpferde nicht beschlagen werden: All In, King Edwards, und die Reiter haben durchaus recht. Sehen Sie sich die Ergebnisse und die Kommunikation von Julien Epaillard oder den jüngsten Aufstieg von Victor Bettendorf an. 

le-mag-c020250c-a44e-4309-97e0-673e45656983

Ich für meinen Teil war nie ganz dafür, ich habe einen Hufschmied, der echt gute Arbeit leistet, und ich war nicht wirklich empfänglich für die Argumente, die ich so hörte. In der Natur springt ein Pferd keinen Parcours mit 1,60 m hohen Hindernissen, es lebt in Freiheit und nicht auf 12 m² in einer Box. Ein Wildpferd, das an einer Erkrankung leidet, kann nicht überleben. Es verliert an Schnelligkeit, kann nicht mehr fliehen und wird zur leichten Beute...und stirbt.

le-mag-05eace75-ae85-46cf-9967-034673934c25

Den wirtschaftlichen Aspekt werde ich einmal nicht weiter ausführen: „Man spart sich den Hufschmied“. Für mich bedeutet ein Pferd zu besitzen auch, die notwendigen Mittel zu haben, um sich um es zu kümmern. Auch wenn es den Naturalisten vielleicht nicht gefällt, und ob es als Nutztier oder als Haustier betrachtet wird, das Pferd ist von uns abhängig. Das einzige Argument, das mich zum Nachdenken gebracht hat, war das zur physiologischen Funktion des Pferdefußes. Ist das Pferd barhuf ist die Blutzirkulation im Fuß besser, der Druck auf die Hornkapsel wird reduziert und der Hufstrahl gewinnt wieder seine stoßdämpfenden Eigenschaften zurück. Und dann ist da auch noch die Propriozeption. 


„Nach vielen Überlegungen zu Axors Leistungsabfall, haben wir beschlossen, ihm die Eisen abzunehmen und das Experiment mit ihm zu wagen.“ 


Mich hat das alles sehr neugierig gemacht und ich probiere Dinge gerne selbst aus, um mir ein Bild davon zu machen. Nur eines war mir klar: ich wollte meinen Hufschmied nicht damit beauftragen, daher habe ich mir eine Raspel geschnappt und mein Pferd selbst bearbeitet. Jeder hat seinen eigenen Bereich und seine Kompetenzen! Axor hatte eine sehr gute Hufqualität, er war beim Versenken der Nägel etwas empfindlich, aber er hatte keine Erkrankung. Entscheidung getroffen: wir nehmen die Eisen ab, das Experiment beginnt. Zusammen haben wir beschlossen, den Huf ganz normal auszuschneiden, quasi Typ „Koppelgang“, und kein sogenanntes physiologisches Ausschneiden zu machen. Ich war gewarnt: die ersten Wochen oder sogar Monate hätte es sein können, dass er wie auf Eiern läuft und eine gewisse Unregelmäßigkeit in seinem Gangbild zeigt. Zunächst war dies nicht der Fall. Auf weichen Boden fühlte er sich besonders wohl, mit einer flüssigeren Bewegung in der Schulter. 


„Einige Reiter haben mich gefragt, ob er mehr Respekt vor den Sprüngen bekommen hat. Um ehrlich zu sein, verstehe ich den Zusammenhang zwischen dem Respekt vor dem Sprung und den Eisen immer noch nicht.“ 



Es stimmt, dass Pferde ohne das Gewicht der Hufeisen etwas leichter wirken. Es war auch lustig zu sehen, wie sich seine Fußstellung entwickelte: der Fuß wurde nicht mehr flach aufgesetzt, sondern erst vorne, dann die Ferse. Das Gefühl beim Reiten ist etwas seltsam, die Bewegung ist anders. Das Gleichgewicht und auch das Abfußen ist anders. Ich beginne langsam zu verstehen, wie die Reiter „ohne Eisen“ beim Aufkommen und in den Wendungen Zeit sparen. Die Pferde werden durch ihre Masse und Kraft weniger von hinten „weggetragen“ und sind dadurch viel schneller wieder im Gleichgewicht. 



le-mag-b6322568-1734-47f3-8fbe-9450f207ef1f

Was das Springen betrifft hat sich bei Axon ohne Eisen nichts verändert. Natürlich ist das Aufkommen am Boden etwas anders und anfangs war er dabei etwas unsicherer, aber diese Unsicherheit war schnell verflogen. Dafür lässt er sich leichter aufnehmen. Einige Reiter haben mich gefragt, ob er respektvoller geworden ist. Um ehrlich zu sein, verstehe ich den Zusammenhang zwischen dem Respekt vor dem Sprung und den Eisen immer noch nicht. Und das Abnehmen der Hufeisen ist sicherlich keine neue Technik, um dem Pferd Respekt vor dem Sprung einzuflößen. Dennoch fasse ich zusammen: kein Beschlag wirkt sich auf die Haltung, also auf das Gleichgewicht und dadurch auch auf die Belastung des Schwerpunkts und die Sprungparabel aus. 


„Meine Pferdepflegerin und ich haben durchaus verstanden, dass die Lösung ohne Beschlag nicht unbedingt die einfachste ist.“ 


Nur ein erstes Problem gab es: der Huf begann auszubrechen und wir mussten reparierend einwirken. Das war der Moment, in dem wir, meine Pferdepflegerin und ich, wirklich verstanden haben, dass kein Beschlag nicht unbedingt die einfachste Lösung ist. Unbeschlagene Hufe erfordern Pflege, Aufmerksamkeit und Versorgung. Das zweite Problem: Axors Fühligkeit und seine rissigen Hufe machen die Arbeit im Freien derzeit kompliziert. Und keine Eisen bedeutet auch kein Ausreiten, was es kompliziert macht, da ich letztlich 65 % meines Trainings im Freien mache. Und beim Ausreiten gibt es bei uns überwiegend Kieselsteine.

le-mag-7c9a77d4-1374-43ff-b69e-4cdcf12bb196

Wir mussten uns also anpassen, aber nur noch Reitplatz hat ihm nicht gefallen, und mir auch nicht. Also haben wir uns ein Paar Hufschuhe gekauft, jetzt ist es besser, aber noch nicht ideal. Mit etwas Glück wird er mit der Zeit etwas weniger fühlig. Das dritte Problem: die Turniere auf Grasboden fallen weg, und darüber bin ich am traurigsten, denn was gibt es Genialeres als auf Gras zu springen? 


„Ein Pferd nicht zu beschlagen erfordert Wissen, Können und Zeit“ 


Fazit: Unbeschlagene Hufe sind nicht schlecht, aber auch keine Revolution! Diese Methode ist nicht für alle Pferde geeignet. Glaube nicht, dass schwere Huferkrankungen verschwinden, wenn du dein Pferd nicht mehr beschlagen lässt. Wenn dein Pferd einen orthopädischen Beschlag benötigt, gibt es keine andere Möglichkeit. Denke daran, dass, wenn das Pferd auf natürliche Weise leben würde, es wahrscheinlich bereits gestorben wäre. Es ist auch keine Lösung, wenn dein Pferd deiner Meinung nach nicht genug Respekt vor dem Sprung hat. Abgenommene Hufeisen werden ihn nicht zu King Edwards oder All-in machen. An den Grundlagen zu arbeiten wird sicherlich bei ihm und auch bei dir mehr Wirkung erzielen.“ 


Fotocredits: jump&clic / Ecary / Agathe Vacher