Grégory Cottard, 5*-Botschafter von HORSE REPUBLIC
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Grégory Cottard, 5*-Botschafter von HORSE REPUBLIC

„Ich habe alles auf den Prüfstand gestellt, angefangen mit meinem Reiten“

Grégory Cottard wird Teil des SPORT-Teams der Horse Republic-Markenbotschafter. Als Topreiter, der in der Auswahl der Olympischen Spiele in Tokio und Paris im Springreiten dabei ist, nimmt uns Grégory mit auf seine internationalen Turniere. Wollen wir ihn kennenlernen? 


Horse Republic: Hallo Greg! Was bedeutet der Topsport für dich? 


Grégory Cottard: Für mich begann der Spitzensport im Jahr 2012, mit meiner ersten Beteiligung in der französischen Nationalmannschaft und meinem ersten Nationencup. Aber ich bin nie jedes Wochenende auf hohem Niveau geritten, weil ich nie vier oder fünf Pferde hatte, die mit diesem Rhythmus von 4- und 5*-Turnieren jedes Wochenende hätten mithalten können. 


Der Topsport ist elitär. Technisch gesehen das Beste, egal in welcher Sportart. Im Reitsport sind nur sehr wenige Reiter in der Lage, dieses Niveau zu erreichen, denn jedes Wochenende einen Springparcours auf Fünf-Sterne-Niveau mit verschiedenen Pferden zu absolvieren, das ist selten. Es geht nicht einfach darum, ein „guter Reiter“ zu sein. Es geht auch darum, wie man seine Karriere handhabt: Man muss die richtige Wahl bei den Pferden treffen, treue Pferdebesitzer haben, seinen Finanzpartnern gegenüber aufmerksam sein, für seine Geschäftspartner da sein... Kurz gesagt, man braucht ein echtes Team, ähnlich wie in der Formel 1. Es gibt viele Reiter, die sehr gut reiten. Der Rest ist komplexer. 



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Horse Republic: Du warst am vergangenen Wochenende beim CSI**** Hubside in St. Tropez. Wie ist es gelaufen? 


Grégory Cottard: Ich bin schon lange nicht mehr auf diesem Niveau an einem Turnier geritten. Wir mussten wieder in die Spur kommen. Mir fehlte die Geschwindigkeit und obwohl ich die Prüfung am ersten Tag gewonnen hatte, war ich dann doch nicht schnell genug. Wenn du an einem Grand Prix (GP) mit 1,50m-Hindernissen ins Stechen gehst, stellst du fest, dass du im Vergleich zu den Besten nie schnell genug bist, auch wenn du denkst, dass du schnell bist. Wenn ich an solchen Turnieren teilnehme, beobachte ich die Besten, lerne und versuche, mich zu verbessern. 


Aber gut, es lief ganz gut. Offen gesagt sogar sehr gut. Ich wäre mit Bibici im GP-Stechen über 1,60 m gern fehlerfrei geblieben, aber dazu hätte sie zwischen dem vorletzten und dem letzten Sprung den Reiter wechseln müssen :-). (Anm. d. Red.: Grégory und seine 10-jährige Schimmelstute Bibici wurden Sechste in diesem CSI****-GP.) 


Horse Republic: Ein Jahr Kontaktbeschränkungen, war das eine negative oder eine positive Zeit für dich? 


Grégory Cottard: Es hat mir geholfen, mich reiterlich weiterzuentwickeln. Ich habe in dieser Zeit mein Reiten viel hinterfragt, eigentlich alles: Ich habe aufgehört, komplizierte Gebisse zu verwenden und alle meine Pferde mit einfachen Gebissen geritten. Ich nutze auch nur noch Kugelsporen im Parcours und keine Hilfszügel... Es ist also manchmal immer noch ein bisschen schwierig, das Pferd nicht zu verlieren, wenn ich schnell reite, aber dieser neue Ansatz bedeutet mir viel. 


„So möchte ich jetzt reiten. “

 

Es war eine langwierige, monatelange Arbeit. Aber mit Bibici zum Beispiel, hat mir alles, was wir in diesen langen Monaten zusammen erarbeitet haben, gezeigt, dass ich meine Ziele langsam aber sicher erreiche. Alles muss auf der Verbindung zwischen meinen Pferden und mir basieren. 



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Horse Republic: Wie gehst du als Spitzensportler mit dem Druck und der körperlichen Anstrengung um? 


Grégory Cottard: Ich habe einen Fitnesstrainer und einen Mentaltrainer. Sie helfen mir viel, aber ich muss auch an mir selbst arbeiten. Ich muss jeden Tag trainieren. Dehnungsübungen zum Beispiel, jeden Tag. Und ich hasse das, weil es weh tut. Ich ertrage den sportlichen Schmerz, aber nicht die Schmerzen beim Dehnen. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass es die Schmerzen in Gelenken und Sehnen lindert. 


„Wir Reiter blockieren die Hüften und schaffen uns dadurch Probleme im Rücken und mit den Adduktoren.“ 


Durch das Dehnen von Beinen und Hüfte gelingt es mir, wieder beweglicher zu sein. Wenn ich bei einem Turnier fünf Pferde habe, und zweimal am Tag reite, plus Stechen, dann habe ich am Abend, wenn ich mich nicht dehnen würde, das Gefühl, dass meine Muskulatur um die Hälfte kürzer ist :-). 


Ich trinke jetzt auch viel Wasser, habe immer eine Flasche zur Hand.




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Auf mentaler Ebene gehe ich zu einem Trainer, wenn ich am Boden bin und nicht mehr weiterkomme. In den letzten eineinhalb Jahren habe ich viele Tiefs durchlaufen, in denen es mir nicht gut ging. Ich bin dabei, mich langsam wieder aufzubauen. Es dauert lang. 


Ich hatte Angst wegen ein paar unangenehmer Stürze. Und wenn du Angst hast, wirst du unsicher, schätzt Entfernungen schlecht ein, und wenn du dann nichts tust, steckst du den Kopf in den Sand. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Turnier mit Bibici in Mantes-la-jolie, einem CSI*, wo wir einen guten Ritt hinlegten, ich mich aber überhaupt nicht wohlfühlte. Als ich wieder ins Stechen musste, standen wir vor dem ersten Hindernis und ich konnte es nicht springen. Ich habe das Stechen nicht geritten. Ich bin nach Hause gekommen und war völlig blockiert. 


„Jetzt geht es besser, ich erhole mich. “ 


Am Vorabend eines jeden GP mache ich ein bis zwei Stunden lang Atemübungen, ebenso am Morgen davor. Ich arbeite an mir selbst, mache Sophrologie und meditiere. Wenn ich das nicht tue, ist es für mich kompliziert zu reiten. Ohne diese Zeit der Neuausrichtung bin ich bei 40 % meiner Fähigkeiten, dank dieser Übungen eher bei 70 %. 


Das Wochenende im Hubside in St. Tropez hat mir gut getan. Ich war begeistert. Es ist noch viel zu tun, aber ich habe das Gefühl, ich kann es schaffen. Ich bin von Natur aus geduldig und zielstrebig. Am Mittwoch gehe ich wieder hin. 


Fotocredits: Eurosport/Grégory Cottard/L'Eperon/Dans la foulée