„Es ist unsere Aufgabe, Fehlverhalten anzuprangern.“
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„Es ist unsere Aufgabe, Fehlverhalten anzuprangern.“

Beitrag unseres Leiters SPORT, Guillaume Hennequin

"Ich arbeite ethisch, ich bilde Reiter aus, die ihre Pferde respektieren, und ich mische mich nicht in das ein, was andere machen.“


„Guillaume Hennequin, früher.


Ich dachte, wenn ich den Grundstein für Respekt gegenüber dem Pferd lege, würde die Revolution anlaufen. Ich dachte, es wäre möglich, mit einem leicht schlechtem Gefühl zu leben, wenn ich Fehlverhalten gegenüber eines Pferdes sah, und dass ich abwarten könnte, dass sich die Dinge weiter verbesserten.


Doch jedes Mal, wenn wir einen Schritt in Richtung des Wohlbefindens unserer Pferde machen, lassen uns einzelne Personen, aber doch immer noch zu viele, wieder drei Schritte zurückgehen. Sie besudeln unser Ansehen.


Mein Herz schlägt für die Pferde und mit den Pferden. Und mir tut es im Herzen weh.


Schläge, Wutausbrüche, Grausamkeit, Profitgier, all das schafft Situationen, die mich krank machen.


Heute habe ich selbst die Erfahrung machen müssen, über einen Kamm geschert zu werden (Anm. d. Red.: Guillaume hat denselben Nachnamen wie ein kürzlich beschuldigter Reiter, obwohl keine Verbindung zwischen beiden besteht), und das ist unerträglich. Doch auch ohne eine Namensgleichheit werden bisweilen alle Reiter über einen Kamm geschert und das ist für uns alle unerträglich. Denn das kann, natürlich zu Unrecht, den Eindruck erwecken, dass alle Reiter so sind wie diese Minderheit, die sich falsch verhält, und dass alle gleich handeln. Was wird dann aus dem Reiten, dieser edlen und großzügigen Disziplin, die den Menschen mit dem Pferd verbindet?


Die überwiegende Mehrheit der Akteure in der Pferdebranche erträgt die Machenschaften einer gewalttätigen Minderheit, die unfähig ist, sich selbst in Frage zu stellen, nicht mehr. Die überwiegende Mehrheit der Reiter ist sich bewusst, dass die Zukunft unseres Sports in der gemeinsamen Freude mit dem Pferd liegt. Man muss sich überlegen, ob man für sein Pferd ein guter Freund, ein gutes Familienoberhaupt, kurz, ein guter Pferdemensch ist.


Der Mensch muss dem Tier wohlwollend gegenüberstehen, muss in der Lage sein, es zu erziehen, es an sich zu binden, aber auch das Tier zu schützen und auf alle seine Bedürfnisse zu achten, sein ganzes Leben lang.


Alle Pferdeliebhaber sind sich bewusst, dass dies eine unendlich schwierige Aufgabe ist, sie zu erfüllen ist jedoch für das Wohlbefinden des Teams aus Mensch und Pferd, für das Pferd-Reiter-Paar unerlässlich.


Ich dachte, diese Erkenntnis würde ausreichen, um ein Umdenken zu bewirken, unseren Sport zu retten und dafür zu sorgen, dass wir weiterhin in Harmonie mit unseren Pferden leben können, in den Reitschulen, im Freizeitreiten, auch im Sport und bis hin zu den Olympischen Spielen. Doch davon sind wir weit entfernt.


Alle Reitlehrer:innen wollten die Beziehung ihrer Schüler:innen zu ihren Pferden verbessern, alle lieben ihre Pferde, alle sind sich der Tatsache bewusst, dass sie sich weiter verbessern können. Sie alle wollen diese Liebe und die Fähigkeit, sich zu verbessern, weitergeben und sie alle versuchen, den Menschen, die unseren Sport nicht kennen, ein gutes Bild davon zu vermitteln. Ich glaube an diese Art des Vermittelns, das ist übrigens meine Berufung, aber sie allein reicht nicht aus.


Ich dachte, dass die Misshandlung von Pferden und die Überreste barbarischer Trainingsmethoden unter dem Einfluss unseres internationalen Verbandes und unserer nationalen Verbände verschwinden würden. Doch es geht zu langsam.


Ich dachte, dass das kollektive Bewusstsein, selbst wenn es zurückhaltend ist oder gar schweigt, und die Maßnahmen der Verbände diese gewalttätige, charakterlosen, sich falsch verhaltende und gegenüber Pferden respektlose Minderheit dazu bringen würden, sich zu zügeln und noch den letzten Widerspenstigen dazu bringt, seine Methoden zu ändern oder einfach aufzuhören. Doch das ist nicht der Fall.


Ich habe mit der Strategie „unser Bestes geben“ abgeschlossen, damit, unseren Schüler:innen nur beizubringen, dass sie Verantwortung übernehmen müssen, indem sie sich ihrer Handlungen gegenüber ihrer Pferde bewusst werden. Ich habe es satt, lediglich unsere sanften, durchdachten und progressiven Methoden weiterzugeben.


Es wird an der Zeit, dass alle Pferdeliebhaber die Vorfälle, deren Zeugen sie werden, anzeigen. Jeder Reiter kann ein Hinweisgeber sein. Unter der Bedingung, dies verantwortungsbewusst zu tun.


Es liegt an uns, dies zu tun, denn wir müssen unseren Sport schützen.


Einen Hinweis geben, das heißt, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Eigenverantwortung übernehmen. Anprangern, was man gesehen hat, anprangern, was man gefilmt hat, und gewalttätige Menschen aus dem Verkehr ziehen, bevor unser Sport wegen einigen Schwachköpfen, die sich falsch verhalten, als gewalttätig abgestempelt wird. Derartiges muss angezeigt werden, rechtlich, damit Verfahren eingeleitet werden.


Und es ist die Aufgabe der Instanzen, die Handlungen auf Grundlage der bestehenden Gesetze zu verfolgen und zu verurteilen. Gewalt gegen Tiere ist absolut verwerflich und muss bestraft werden.


Ich glaube nicht, dass Verantwortung bedeutet, Justiz in den sozialen Netzwerken auszuüben. Die „Gerechtigkeit“ dort ist ungerecht. Ungerecht, weil sie wie im Mittelalter durchgeführt wird, indem der Angeklagte in der Öffentlichkeit verurteilt wird. Ungerecht, weil keine Zeit für eine gründliche Untersuchung bleibt, die ein System und Gewohnheiten aufdecken oder aber, im gegenteiligen Fall, entlasten könnte. Und letztlich ungerecht, da die Bilder auf eine ganze Branche und andere Akteure zurückfallen, die ihrerseits dafür kämpfen, dass diese Gewalt aufhört.


„Jeder ist für das verantwortlich, dessen Zeuge er wird. “


Menschen, die inakzeptable Szenen filmen und sie bei den zuständigen Stellen melden, sind Helden. Sie haben den Mut, von manchen Reitern und Profis vielleicht zur Seite geschoben zu werden, oder geben bisweilen die Möglichkeit auf, gut aufgenommen zu werden, einen Arbeitsplatz zu behalten oder ihre Leidenschaft auszuleben. Aber solche Dinge nicht zu melden, wäre unverantwortlich. Dies kann sogar zu einem Urteil wegen unterlassener Hilfeleistung für ein Pferd in Gefahr‘ führen, wenn ein Zeuge schweigt. Aber ich bin kein Jurist.


Ich bin mir sicher, dass kein Pferdeliebhaber sich mit Bildern, die zum Kotzen sind, in den Mittelpunkt stellen will. Er tut dies über die sozialen Netzwerke, weil er glaubt, dass er von der Polizei nicht angehört und von den Verbänden nicht unterstützt wird. Schlimmer noch, er hat Angst, dass die Person, die sich falsch verhält, weiterhin Schaden anrichtet. Wie die überwiegende Mehrheit der Reiter will auch der Zeuge, der in den sozialen Medien „petzt“, nur erreichen, dass die Machenschaften aufhören. Doch das ist nicht die richtige Methode.


Ich appelliere an die Verbände. Sie sollten uns, die Pferdeliebhaber und den Pferdesport, vertreten. Also den Zeugen bei ihrer Aussage helfen. Sie nicht durch ihre Untätigkeit dazu zwingen, sich in den sozialen Medien zu äußern. Jede Äußerung dort ist ein politisches Versagen. Und dient der Sache, der sie nicht dienen soll.


Ich unterschreibe und sage es laut und deutlich, ich bin Guillaume Hennequin und verpflichte mich, künftiges gefährliches Verhalten, das ich bezüglich des Wohlergehens von Tieren beobachten werde, den Behörden zu melden. Zeigen wir Täter legal an, um das gefährdete Tier zu retten und diejenigen zu stoppen, die mit Pferden nicht einmal mehr in Berührung kommen sollten. Es geht um unsere kollektive Verantwortung und um das Image unseres Sports. “

 

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