Pferdemediation: Wenn das Pferd uns hilft, besser zu werden
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Pferdemediation: Wenn das Pferd uns hilft, besser zu werden

Viele Tiere können auf den Menschen positiven Einfluss haben. Ein Hund oder eine

Katze zum Beispiel ermöglicht eine emotionale Bestätigung, bringt Entspannung oder trägt zur Entspannung bei und hilft, sich auf den Moment zu konzentrieren.

Das ist schon erstaunlich.


Und für all diejenigen, die es noch nicht wissen: Mithilfe von Pferden kann man mit Menschen noch mehr erreichen und zu ihrem Wohlbefinden beitragen.


Dieses Thema führte am 15. und 16. September 2022 in Pompadour zahlreiche

Experten zusammen, um dies an einem vom IFCE und Vertretern der Branche

organisierten Kolloquium rund um das Thema Mediation mit dem Pferd und die

Bedingungen hierfür zu besprechen.


Worum geht es? Angesichts der vielen blühenden Konzepte und Begriffe, muss

hier zunächst klar definiert werden.


Pferdemediation ist im weitesten Sinne „die Suche nach den positiven

Auswirkungen, die die Anwesenheit eines Pferdes oder die Ausübung von

reiterlichen Aktivitäten auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Anwesenheit

einer Fachkraft hat.“ Bei der Pferdemediation geht es unter anderem darum, dass

ein „Begleitpferd“ als Hilfsmittel zur Verbesserung der kognitiven, sozialen,

emotionalen und/oder körperlichen Funktionen von Menschen fungiert. Von

Reittherapie spricht man dann, wenn diese Behandlung unter Aufsicht von

Psychotherapeuten, Psychomotorikern oder Physiotherapeuten durchgeführt wird.

Der Einsatz von Pferden im Rahmen von Bildungs- und/oder Sozialprogrammen

fällt ebenfalls in den Bereich der Pferdemediation.


Immer mehr Initiativen entstehen: Handelt es sich um eine Modeerscheinung oder

um einen Trend?

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1/ Warum ist das Pferd ein guter Mediator?


Das Pferd verfügt über ganz besondere Eigenschaften, die, wenn sie richtig gelenkt

werden, Menschen helfen und/oder heilen können.

Deshalb wird das Pferd immer häufiger als „Mittel“ in der Pflege eingesetzt.

Zwischen der Person, um die man sich kümmert, und der behandelnden Person fungiert das Pferd als eine Art „Vermittler“, der dabei hilft, eine Person mit

einer Krankheit, einer Behinderung oder einem Leiden zu entlasten. Das ist

erwiesen und dokumentiert.


„Die Gründe dafür liegen in der Natur des Pferdes. Das Pferd verfügt über

eine emotionale Intelligenz, eine soziale Intelligenz und nicht zu vergessen

seine starke und mächtige Symbolik.“


Gleichzeitig ist es großartig, wie nahe es den Menschen ist. All diese Eigenschaften

machen es zu einem perfekten Mediator, hier einige Gründe dafür:


  • Das Pferd wirkt wie ein emotionaler Spiegel.

 

Das vermittelnde Pferd hilft, Emotionen zu erkennen und zu kontrollieren. Es hilft

uns, diese besser zu erkennen und lehrt uns auch, mit den Emotionen anderer

umzugehen. Wir sprechen hier von emotionaler Intelligenz. Dank seiner sehr feinen

Beobachtungsgabe wird das Pferd ein sofortiges emotionales Feedback (Emotionalität, sofortige Reaktion) geben, ohne wie der Mensch zu urteilen. Durch

diese Art der Aktion/Reaktion hilft es dabei, sich seines Körpers, seiner Gesten und

seiner Emotionen bewusst zu werden: Ein Schrei, es reagiert, Gewalt, es reagiert,

Niedergeschlagenheit, es reagiert...aber anders.


Dies wurde vielfach bei autistischen Kindern und Jugendlichen oder jungen

Erwachsenen mit großen Schwierigkeiten beobachtet. Und indem es uns auf

seinem Rücken trägt, beruhigt es, indem eine Art Vaterfigur übernommen und

Beruhigung, Entspannung und Erholung gefördert werden. Ein junger

Erwachsener, der nie von seinem Vater getragen wurde, wird laut Patricia Faure,

Neurobiologin und Doktorin der kognitiven Psychologie, im Pferd ebenfalls eine

Form der Anerkennung finden.


  • Als soziales Wesen hinterfragt das Pferd unsere Beziehung zu anderen Menschen.


Das Pferd ist ein soziales Tier, es lebt in einer Gemeinschaft und befolgt in einer

Herde klare Regeln. Ohne die anderen Pferde ist es nicht glücklich. Da es weniger

komplex ist als der Mensch oder andere Tiere ist, kann es dabei helfen, die Grundlagen für die Beziehung zu anderen Menschen und die Selbstbestätigung neu aufzubauen. Das Pferd verfügt über eine soziale Intelligenz, die für denjenigen, die gut beobachten können, sehr hilfreich ist.

Es ist in der Lage, innerhalb einer Gruppe effektiv zu interagieren, indem es

Körpersprache einsetzt, die es ihm ermöglicht, sich innerhalb einer Gruppe

hierarchisch zu positionieren. Um sich verständlich zu machen, nutzt es daher

verschiedene Arten von Interaktionen: auditive Interaktionen (Quietschen, hohes

Wiehern, tiefes Wiehern) und physische Interaktionen (Nähe, beschnuppern,

putzen, kauen, spielen, angreifen, kämpfen).


Mit einer großen Sensibilität ausgestattet, ist das Pferd ein Tier, das im Moment

lebt. Es hört auf seine Gefühle und reagiert auf Gefahren stets instinktiv. Die Nähe

zum Pferd lädt uns also dazu ein, dessen Beziehungsmodus zu kopieren, um eine

Kommunikation aufbauen zu können.


  • Vorstellung und Symbolik des Pferdes

 

Das Pferd zeigt und ermöglicht das Gefühl einer persönlichen Leistungsfähigkeit. Eine wahrgenommene persönliche Leistungsfähigkeit, das Pferd zeigt die Leistungsfähigkeit eines Menschen, indem es ihm das unmittelbare Ergebnis seiner Handlungen sichtbar anbietet. Durch seinen imposanten Körperbau und seine Kraft und seine Stärken hilft das Pferd beim Aufbau von Selbstvertrauen.


So kann ein Psychotherapeut mithilfe des Pferdes einem Patienten das Gefühl der

Hilflosigkeit und Ineffizienz nehmen. Und ihm somit helfen, wieder an die eigene

Fähigkeit zu glauben, ein Ziel zu erreichen, eine Aufgabe zu bewältigen.


2/ Die Pferdemediation: Was ist der Hintergrund und wie sehen die Ergebnisse aus?


Diese Art der Pferdemediation ermöglicht alle Pflegemaßnahmen, die sich auf die

Psychologie einer Person auswirken, sei es im motorischen oder psychischen

Bereich. Es ist also eine Arbeit zu dritt, zwischen dem Pferd, dem Patienten und

dem Therapeuten. Das Pferd hat die Rolle einer Schnittstelle, eines Spiegels

zwischen Patient und Therapeut: Es sendet, empfängt und übermittelt Botschaften. Der Einsatz des Pferdes als „Mediator“ ist bei allen Bevölkerungsgruppen möglich und die Vorteile sind vielfältig.


In manchen Situationen ist es jedoch sogar noch vorteilhafter. So führen immer

mehr Ställe Pferdemediationen für Kinder und Jugendliche mit Problemen durch.

Die Pferde können bei deren Beschwerden helfen: Ängste und mangelndes

Selbstvertrauen reduzieren, aber auch Sprachverzögerungen, Kommunikationsschwierigkeiten, Störungen des Körperbildes und Verhaltensprobleme lösen.


Wieder „Geschmack an anderen“ finden.


Die Pferdemediation kann auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden: bei

Kindern in Kinderschutzeinrichtungen, zum Beispiel, aber auch bei Besuchen in

Altenheimen bei älteren Menschen. In jeder Situation besteht das Ziel darin, dem

Patienten Wohlbefinden vermitteln zu können, indem er eine Bindung zum Tier aufbauen kann. Dies kann beruhigend wirken, sein emotionales Wohlbefinden

fördern und seine Angstsequenzen verringern.

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Pferde können auch eine Rolle bei Insassen von Haftanstalten spielen, z. B. bei

solchen, die wegen Gewalttaten eingesperrt sind. Sie werden aufgefordert, den

Körper des Pferdes zu „benutzen“, um (wieder) etwas zu fühlen. Dieser Zugang

zum Tier ermöglicht es ihnen, die Abwehrmechanismen hervorzuheben, und vermittelt ihnen eine wohlwollende, nicht wertende Sichtweise.


Diese Begegnung mit dem Tier ermöglicht es dem Insassen, seinen Mitmenschen

Bedeutung beizumessen und sich für sie zu interessieren. In diesem Sinne wurden

bereits Initiativen gegründet: Ein Projekt zur Pferdemediation in Haftanstalten

wurde dank der Bereitschaft der Teams des Centre Hospitalier de Montpon (24) ins

Leben gerufen. Die Arbeit erfolgt im Verhältnis von vier Pferden auf vier Insassen,

mit einer Reitlehrerin, zwei Betreuern und zwei Aufsehern,“, erklärt der Verein mit

den Namen MUR-MURation, „dies geschieht in elf Sitzungen in denen sich

Einzelfreiarbeit mit dem Pferd, Gruppenarbeit mit einem oder zwei Pferden in

Freiarbeit und Partnerarbeit mit einem Pferd abwechseln.“


Diese Sitzungen haben zwei Aspekte, die für die Insassen sehr vorteilhaft sind: Es

handelt sich um eine gemeinsame Arbeit, die die gegenseitige Unterstützung und

die Kommunikation, verbal oder nonverbal, fördert. Es ist aber auch ein Austausch mit dem Tier, der es ermöglicht, Verantwortung zu übernehmen: Ich kümmere mich um ein Tier, das von mir abhängig ist.


3/ Ist jedes Pferd für die Mediationsarbeit geeignet.


Alle Pferde können Pferdemediation betreiben. Auf instinktive, nicht formelle

Weise: Jedes Pferd kümmert sich doch irgendwie um seinen Reiter, oder?


Laut einer laufenden Studie des CNRS, des IFCE, des INRAE und der Universität

Tours haben die Pferde, die für die Pferdemediation ausgewählt werden, bestimmte Merkmale gemeinsam : Alle leben in Offenstallhaltung in Gruppen, werden mit Gras oder Heu gefüttert und sind relativ alt (Durchschnittsalter 14 Jahre). Sie haben dagegen sehr unterschiedliche Größen (vom Shetlandpony bis zum Arbeitspferd) und können ohne Sattel, nur mit einer Sattelunterlage und/oder einem Gurt, geritten werden. Ihre Gemeinsamkeit? Alle sind auf der Koppel einfach zugänglich, neigen leicht zu Übergewicht und zeigen nur geringe Angstreaktionen.


@Fotocredits: die zitierten Vereine + frei von Rechten